„Qualität zahlt sich immer aus“ – MITARBEITER-HÄUSER aus Sicht des TOP ARCHITEKTEN-DUOS Andrea und Herwig RONACHER
Herwig und Andrea Ronacher, ein visionäres Architekten-Duo aus Hermagor, stehen für eine Symbiose aus Tradition und zeitgemäßem Design. Mit tiefen Wurzeln in der Kärntner Landschaft und Kultur verstehen sie es meisterhaft, regionale Baukultur mit modernen, internationalen Einflüssen zu verschmelzen. Ihre Architektur spricht die Sprache der Natur – klar, kraftvoll und authentisch.
Ob Wohnhäuser, Hotels oder öffentliche Bauten – jedes ihrer Projekte ist ein Ausdruck ihrer Leidenschaft für das Schöne und das Praktische, vereint in einem tiefen Sinn für Nachhaltigkeit und Energiebewusstsein.
So leisten sie auch einen bedeutenden Beitrag zur Schaffung von Lebensräumen für die Arbeitswelt in Form von herausragenden Mitarbeiterhäusern für Hotels in Kärnten. Mit einer unvergleichlichen Sensibilität für die Bedürfnisse der Mitarbeitenden haben sie Gebäude entworfen, die weit über eine reine Funktionalität hinausgehen. Und auch hier legen die Ronachers größten Wert auf die Verwendung von natürlichen Baumaterialien wie Holz und Stein. Diese Gebäude sind mehr als bloße Schlafplätze – sie sind Rückzugsorte, die den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit geben, sich zu erholen, Kraft zu tanken und sich mit ihrer Umgebung zu verbinden.
TeamHaus Kärnten hat Andrea und Herwig Ronacher zum Interview gebeten.
TeamHaus Kärnten: Ihr seid in Kärnten und auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt für Eure Hotel-Architektur, Euer Knowhow im Hotel-Bau, v.a. Holz-Bau. Ihr macht nicht nur „Außen-Architektur“, sondern setzt sehr oft ganze Hotelkonzepte inkl. Innen-Ausstattung um. Ihr macht jedoch nicht nur Hotels, sondern auch Wohnbau und habt bereits einige Mitarbeiter-Häuser für Eure Hotel-Auftraggeber umgesetzt. Wie ist es dazu gekommen? Und was hat sich hier über die Jahre verändert?
A&H Ronacher: Ja, viele Hoteliers haben bereits längst erkannt, dass die Schaffung von qualitativ hochwertigen Mitarbeiterquartieren ein Gebot der Stunde ist. Die Zeit, wo Mitarbeiter in „Kellerlöchern“ oder heißen Dachböden mit Gemeinschaftsbädern und dergleichen wohnen mussten, ist längst vorbei. Dies haben unsere Bauherren schon lange erkannt und so haben wir in den letzten Jahren sowohl für den Feuerberg, als auch für der daberer. das biohotel, für die Hotels am Nassfeld und in Tröpolach Mitarbeiterhäuser errichtet.
THK: In welchen Bereichen setzt ihr an Mitarbeiter-Unterkünfte die gleichen Maßstäbe wie an Hotels und wo sind die Unterschiede? (z.B. generelle Herangehensweise, Bau-Art, Qualität, Größe und Ausstattung, etc.)
A&H Ronacher: Der „Normalfall“ ist die Errichtung von Einbett- und Zweibettzimmern, wobei die Zimmergröße nicht wesentlich von Hotelzimmern abweicht, natürlich etwas sparsamer aber doch jeweils mit einer gut funktionierenden Nasszelle, mit ausreichend Platz im Zimmer, sodass auch eine Miniküche und ein kleiner Tisch für zwei Personen Platz findet. Früher wurden eher Gemeinschaftsküchen gefordert, inzwischen werden nicht nur solche, sondern darüber hinaus Fitnessräume, Gemeinschafts-Aufenthaltsbereiche und dergleichen angeboten. Dass zudem in den Zimmern kleine Küchen angeboten werden, ist eher ein neuer Trend.
THK: Was sind MUST-Kriterien bei Mitarbeiter-Unterkünften? Was sind für Euch die wichtigsten Eckpunkte? Welche Vorgaben kommen von den Auftraggebern?
A&H Ronacher: Derzeit ist der Status meist eine Mischung aus Einbett- und Zweibettzimmern, wobei wir die Einbettzimmer in der Regel so groß gestalten, dass auch diese für junge Paare als Doppelzimmer genutzt werden können. Darüber hinaus gibt es größere Einheiten für führende Mitarbeiter mit eigenem Wohnraum.
THK: Mitarbeiter erwarten heutzutage Einzelzimmer mit eigenem Bad, am liebsten auch mit kleiner Küche. Mitarbeiter-Häuser sind aber immer auch „Treffpunkt“ und dienen dem Community-Building. Wie steht ihr zu Gemeinschafts-Räumen, wie gemeinsame Wohnzimmer, Küchen, Spiele-Räume, Grill-Areas, etc.? Machen diese Sinn? Werden sie genützt und wenn ja, wie sollten diese gestaltet sein?
A&H Ronacher: Bezüglich der Gemeinschaftsräume spielen (wie schon oben festgestellt) diese zunehmend eine große Rolle. Hierzu gibt es leuchtende Vorbilder wie z.B. den Feuerberg wo Mitarbeitern Gymnastikräume und eine eigene Bar zur Verfügung gestellt werden, zudem gestattet dieses Hotel seinen Mitarbeitern überhaupt die Nutzung der Wellnessanlagen im Hotel. Die Gemeinschaftsküche und ein gemeinsames „Wohnzimmer“ spielen eine zunehmend wichtige Rolle. Bedenken, dass diese nicht ordnungsgemäß genutzt, sondern „verwahrlost“ werden, können wir nicht pauschal teilen. Natürlich ist es erforderlich, die Mitarbeiter entsprechend zu instruieren.
THK: Manche Betriebe haben Angst vor der Verwahrlosung bzw. vor dem schlechten Umgang mit den Unterkünften seitens der Mitarbeiter – welche Erfahrungen habt Ihr gemacht? Oder habt Ihr Tipps, wie man solche Effekte möglichst verringern kann?
A&H Ronacher: Es ist eigentlich wie bei Ferienwohnungen. Umso höher die Qualität ist, die sie den Bewohnern anbieten, desto mehr Wertschätzung kann man auch von den Bewohnern erwarten und wir hoffen, dass dies tatsächlich so ist, d.h., dass Mitarbeiter es sehr wohl wertschätzen, wenn ihnen eine entsprechende Qualität zur Verfügung gestellt wird, was sich auch in ihrem Verhalten widerspiegelt.
THK: Nicht jeder Hotelier kann sich gleich ein eigenes neues Mitarbeiter-Haus bauen, oft müssen die „alten“ Hotelzimmer bzw. alte Pensionen in der Umgebung dafür herhalten. Meist wird dann sehr wenig investiert, der Standard ist oft nicht so prickelnd. Welche Tipps könnt Ihr aus gestalterischer Sicht den Hoteliers für ihre „alten“ Buden geben? Was kann man auch mit wenig Budget wirksam umsetzen, so dass sich Mitarbeiter wohl fühlen?
A&H Ronacher: Die Revitalisierung von Bestandsobjekten ist natürlich eine beliebte und auch sinnvolle Lösung. Diese Objekte müssen nicht in der besten Lage stehen, sollten aber dennoch nach den entsprechend guten Standards adaptiert werden. Die Qualitätskriterien für solche Quartiere sollten also jenen von Neubauten entsprechen. Wir haben auch hier gute Erfahrungen, z.B. haben wir schon vor vielen Jahren für das Hotel der daberer. das biohotel ein ehrwürdiges, altes Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Hotel als Mitarbeiterhaus adaptiert (das sogenannte Badstubenhaus).
Grundsätzlich sollte dennoch eine Durchmischung von Gästen und Mitarbeitern in Quartieren vermieden und eine klare Trennung angestrebt werden, um Konflikte zu vermeiden. Entscheidend ist, dass in jedem Fall das Bemühen für Qualität erkennbar ist, d.h., dass der Mitarbeiter nicht das Gefühl bekommt in abgewohnten Hotelzimmern einquartiert zu werden, sondern, dass auch hinsichtlich der Materialwahl und dergleichen des Interieurs eine angenehme Atmosphäre und Qualität gegeben sind.
THK: Wenn sich Hoteliers dennoch überlegen ein eigenes Mitarbeiterhaus zu bauen, welche besonderen Tipps würdet ihr für die ersten Schritte dazu solchen Betrieben geben?
A&H Ronacher: Grundsätzlich gilt, dass für eine wirtschaftliche Bauweise eine Mehrgeschoßigkeit gegenüber einer Ebenerdigkeit oder max. Zweigeschoßigkeit kostengünstiger ist. Dabei wird auch das Ortsbild zu berücksichtigen sein. Fakt ist, dass zweihüftige Anlagen (Mittelgang mit Zimmern beiderseits) wirtschaftlicher sind als einhüftige Anlagen. Man muss je nach Situation eine Lösung finden, die Zimmerausrichtung sollte einigermaßen gleichwertig sein hinsichtlich Besonnung und Orientierung.
THK: Dürfen wir zu euren bisherigen Mitarbeiterhaus-Projekten ein paar Fragen stellen? Für welche Betriebe bzw. in welchen Regionen in Kärnten habt ihr bereits Mitarbeiterhäuser geplant/errichtet?
A&H Ronacher: Feuerberg | der daberer. das biohotel | Hotels am Nassfeld und Tröpolach
THK: War das immer jeweils ein Mitarbeiterhaus für nur einen Betrieb oder werden bei Verfügbarkeit auch Mitarbeiter anderer Unternehmen untergebracht? Oder gab es gar ein Gemeinschaftsprojekt, also z. B. mehrere Hotels bauen ein gemeinsames Mitarbeiterhaus?
A&H Ronacher: In der Regel haben wir für jeweils eine Hoteliersfamilie ein oder mehrere Mitarbeiterhäuser geplant und gebaut. Im speziellen Fall der beiden Mitarbeiterhäuser für das Nassfeld und Tröpolach wurden Mitarbeiterquartiere errichtet, die auch an Mitarbeiter anderer Hoteliers vermietet werden.
THK: Für durchschnittlich wie viele Mitarbeiter je Hotel wurde Wohnraum geschaffen?
A&H Ronacher: Die Größen der Mitarbeiterhäuser, die wir bis jetzt geplant haben, schwanken zwischen Wohnraum für 30 bis ca. 80 Mitarbeiter.
THK: Wie lange dauert es durchschnittlich von der Planung bis zum bezugsfertigen Mitarbeiterhaus?
A&H Ronacher: Die hängt weniger von unserer Arbeitsweise bzw. den Kapazitäten unseres Büros ab, sondern leider zunehmend von der Genehmigungsfähigkeit durch die Baubehörden. Im günstigsten Fall dauerte es von der Beauftragung an uns bis zum Baubeginn ein halbes Jahr, im ungünstigsten – vor allem, wenn die Flächenwidmung noch nicht geklärt ist – warten wir oft mehrere Jahre von Beauftragung bis zur Realisierung eines Projektes. Die Errichtung selbst ist bei guter Planung in sehr kurzen Zeiträumen möglich. Bauzeiten ab einem halben Jahr sind bereits üblich geworden, benötigen allerdings eine längere Planungs- und Vergabephase. In Holzbauweise geht es natürlich besonders schnell.
THK: In welchem Kostenrahmen hielten sich diese Projekte in etwa?
A&H Ronacher: Zu den Kosten ist zu sagen, dass die Herstellung pro m² für ein Mitarbeiterhaus kaum niedriger liegt als für einen Bettentrakt eines Hotels. Dies ergibt sich bereits daraus, dass die Zimmergrößen zwar etwas kleiner sind aber dadurch der prozentuelle Anteil von Bädern, Nassräumen etc. größer ist. Die Kosten sind derzeit ohnehin das größte Problem im Baugeschehen. Seit Corona sprechen wir von Mehrkosten von bis zu 50% gegenüber der Zeit davor. Derzeit würden wir als Bauwerkskosten zuzüglich Möblierung und Nebenkosten zwischen € 2.500,-/m² und € 2.800,-/m² + Ust. ansetzen.
THK: Wurden euren Wissens nach seitens der Betriebe für die Errichtung Förderungen (z. B. KWF, ÖHT, …) in Anspruch genommen?
A&H Ronacher: Wir gehen davon aus, dass dies zumindest teilweise der Fall war.
THK: Seht Ihr in Kärnten Potential für weitere neue Mitarbeiter Unterkünfte?
A&H Ronacher: Ja, auf jeden Fall. Wir denken, dass der Trend noch weiter fortgesetzt wird, denn es ist bei den ohnehin schwierigen Bedingungen der Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen für Tourismusbetriebe ein wichtiger Ausgleich, dass man für die Mitarbeiter, welche vielfach von ihren Familien getrennt arbeiten müssen, anständige Quartiere mit Wohlfühlcharakter schafft. Diesbezüglich sind unsere Auftraggeber große Vorbilder für andere Hoteliers.
TeamHaus Kärnten bedankt sich bei Andrea und Herwig Ronacher für dieses Interview!
Impressionen der vom Architekten-Ehepaar Ronacher realisierten Mitarbeiterhäuser in Kärnten: